Gegenseitig unterstützen und informieren —
gemeinsam entwickeln.
Als Verband unterstützen wir den Berufsstand der auf anthroposophischer Grundlage ausgebildeten Sprachgestalter/innen und Schauspieler/innen in Deutschland und allen anderen europäischen Ländern und nehmen ihre beruflichen Interessen wahr. Wir bemühen uns um die Etablierung, Anerkennung und Weiterentwicklung der Berufsbilder.
Wir fördern und veranstalten berufliche Fort- und Weiterbildungen, gerne auch mit regionalen oder überregionalen Initiativen. Eine immer bessere persönliche Vernetzung untereinander und mit angrenzenden und verwandten Berufsgruppen ist uns wichtig.
Immer Up to Date
Über die Homepage und den Newsletter verbreitet der Verband aktuelle Informationen über Stellenangebote, Publikationen und Veranstaltungen rund um die Themenfelder Sprache, Sprechkultur und Sprechkunst.
Blick über den Zaun
Wir interessieren uns für neue Entwicklungen innerhalb der Sprechwissenschaft und der Neuro- und Psycholinguistik sowie innerhalb des Theaters und der Theaterpädagogik und stellen Informationen dazu zur Verfügung.
Was ist Sprachgestaltung?
„Gesprochene Worte sind nicht gleichzusetzen mit geschriebenen. Sie folgen eigenen Regeln und, bezogen auf die Sprechkunst, auch einer eigenen Ästhetik.“
Offiziell begründet wurde die Sprachgestaltung 1924 durch Marie und Rudolf Steiner während einer großen Tagung für Schauspieler in Dornach/Schweiz.
Zu Grunde liegt dem Ansatz der Sprachgestaltung die These, dass das Sprechen eine besondere Form des Sich-Gebärdens ist und somit seinen Ausgangspunkt in vorsprachlichen seelischen Impulsen hat.
Die Entstehung der Sprache ist laut Steiner der menschlichen Kreativität und Phantasiebegabung zu verdanken, die ihn spielerisch zu Ausdrucksformen führte, mit denen er seine Erlebnisse immer besser und differenzierter mitzuteilen gelernt hat. Vokale und Konsonanten seien aus dem gestischen oder gebärdenhaften Ausdrucksverhalten des Menschen herausgebildet. Die Sprachen der Welt wären somit in ihrer jeweiligen charakteristischen Eigenart ein Kunstwerk, welches allerdings nicht von einem einzelnen Künstler, sondern von Menschengruppen bzw. Völkern im Laufe der Evolution geschaffen worden sei.
Insofern die Sprache in ihrem Rhythmus, ihrer Silbenhaftigkeit, Lautlichkeit und Wortgestalt bis hin zu ihrem grammatikalischen Bau als Kunstwerk zu betrachten ist, ist es laut Steiner erforderlich, das künstlerische Sprechen an den Phänomenen und Gesetzmäßigkeiten dieses Kunstwerkes zu orientieren. Im Üben aus der Sprachgestaltung heraus spielt – neben der Differenzierung in die unterschiedlichen Sprechstile und dem bewussten Umgang mit Rhythmus, Atmung usw. – der Sprachlaut selbst eine große Rolle.
Der Laut als kleinste Einheit der Sprache bekommt in der Sprachgestaltung den gleichen Stellenwert, den die Farbe in der Malerei oder der Ton in der Musik hat. Jeder Laut hat einen eigenen Charakter und damit eine eigene Wirkung, unabhängig von dem Wort, in dem er erscheint.
In den Jahren zwischen 1907 und 1925 wurde von Rudolf und Marie Steiner ein umfangreicher Kanon an Sprechübungen entwickelt, an denen das sprecherische Können in Hinblick auf Atem, Artikulation und Stimme vielfältig ausgebildet werden kann.
Neben dem Umgang mit Sprechübungen wird in der Sprachgestaltung das Sprechen von Dichtung besonders gepflegt.
In der Dichtung ist der Abstraktionsprozess, dem die Sprache im Laufe der Menschheitsentwicklung unterliegt, weniger ausgeprägt. In ihrer Musikalität und lautmalerischen oder lautplastischen Qualität ist die Dichtung näher am schöpferischen Sprachentstehungsprozess als die prosaische und pragmatische Alltagssprache. Dichtung ‚berührt’ nicht nur durch ihren Inhalt, sondern auch durch ihre musikalischen und plastischen Formmerkmale.
Dieser ‚Berührung‘ durch künstlerische Sprache wird in der Sprachgestaltung große Bedeutung zugemessen. Bis hin zu Veränderungen von Atem und Pulsschlag lassen sich die Wirkungen von Metrum, Rhythmus, Pausengestaltung usw. verfolgen. Diese Wirkungen gezielt einzusetzen und bewusst zu gestalten, bildet die Grundlage der sprachgestalterischen Praxis in Pädagogik und Therapie.
Welche Berufsfelder gibt es?
In der Kunst
Sprachgestalter/innen interpretieren und gestalten als Sprecher/innen Dichtung. Sie setzen sich mit den verschiedensten Gattungen auseinander durch Rezitation und durch Schauspiel. Bei Lesungen und dem Mitwirken bei Literaturtheatern werden epische oder lyrische Werke zu Gehör gebracht. Das Sprechen zur Eurythmie ist eine Besonderheit der künstlerischen Sprachgestaltung. Bei szenischen Lesungen tritt die Nähe zum Schauspiel zu Tage.
In der Pädagogik
Die Aufgabengebiete der Sprachgestalter/innen an Waldorfschulen und an heilpädagogischen Schulen sind vielfältig. Die Sprachpflege und Sprecherziehung, sowohl mit Kindern und Jugendlichen als auch mit Lehrern, ist ein Bereich dieser Tätigkeit. Lehrer/innen werden in der Auswahl von geeigneten Texten für den Unterricht beraten. In Einzelfällen arbeiten Sprachgestalter/innen bei der Ausführung im Rhythmischen Teil des Hauptunterrichts mit oder übernehmen die Metrik- und Poetik-Epoche in der Oberstufe. Für Klassen- und Fachlehrer/innen bieten Sprachgestalter/innen in Einzelarbeit oder Gruppenstunden die Möglichkeit zur individuellen Fortbildung bezüglich ihrer Unterrichtssprache. In Einzel- und Kleingruppenarbeit mit Schülern und Schülerinnen wird eine prophylaktische Intensivförderung ermöglicht. Bei Kindern mit therapiebedürftigen Sprechstörungen wird, gemeinsam mit den Eltern, nach einer außerschulischen Behandlungsmöglichkeit gesucht. Bei der Einstudierung von Theaterprojekten in den verschiedenen Klassenstufen kommt sowohl das theaterpädagogische Können als auch die Sprachförderung und künstlerische Auseinandersetzung (Regie) mit verschiedenen Stoffen zum Tragen.
In der Lehrerbildung
Alle Seminare und Hochschulen, die das Studium der Waldorfpädagogik anbieten, haben die Sprachgestaltung in ihr Curriculum aufgenommen. Aufgabe der Dozenten und Dozentinnen für Sprachgestaltung ist es, die zukünftigen Lehrer und Lehrerinnen sprecherzieherisch und sprechkünstlerisch umfassend auszubilden und sie so auf den Sprechberuf Waldorflehrer/in vorzubereiten.
In der Therapie
Die therapeutische Sprachgestaltung versteht sich als Kunsttherapie. Arbeitsfelder gibt es in Kliniken, Altenheimen, Sanatorien, heilpädagogischen und sozialtherapeutischen Einrichtungen, Therapeutischen Praxen und Schulen mit medizinisch-therapeutischer Betreuung. Die Arbeit in einer freien Praxis ist ebenso möglich. Weitere Auskünfte gibt der Berufsverband für Anthroposophische Kunsttherapie e.V. BVAKT.
Ulrike Hans M.A.
Stuttgart
Sprachgestalterin seit 1989 (Alfter, Alanus Hochschule), seit 2005 Dozentin an der Freien Hochschule Stuttgart / Seminar für Waldorfpädagogik.
Weitere Qualifikationen: Schauspiel und Regie (Michael Tschechow Studio Berlin), Sprachkünstlerische Therapie nach Slezak-Schindler®, Masterstudium für Mündliche Kommunikation und Rhetorik im Lehrgebiet Sprechwissenschaft an der Universität Regensburg.
Bettina Staiger-Schöller
Stuttgart
Sprachgestalterin seit 1990 (Stuttgart, Novalis Schule)
Seit 2015 Dozentin für Sprachgestaltung an der Freien Hochschule Stuttgart/Seminar für Waldorfpädagogik. Davor Tätigkeit an der Freien Waldorfschule Ludwigsburg (Theaterpädagogik, Sprachförderung)
Weitere Qualifikationen: Bühnenreifeprüfung im Fach Schauspiel.
Christine Veicht M.A.
Frankfurt
Sprachgestalterin seit 1993 (Dornach, Sprachschule am Goetheanum). Zur Zeit selbstständige Sprachgestalterin (Klassenspiele, Sprachförderung). Gastdozententätigkeit am Institut für Waldorfpädagogik, Mannheim.
Weitere Qualifikationen: Theaterpädagogin (BUT), BA. Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Kultur und Medien, Masterstudium: Performative Künste in Sozialen Feldern, Frankfurt university of applied sciences.
Sprachgestalter und Sprachgestalterinnen können sich bei uns untereinander vernetzen, über Aktuelles im Bereich der Sprachgestaltung und Sprechwissenschaft informieren, eigene Veranstaltungen und Angebote publik machen, auf unserer „Karte der Sprachgestalter“ Platz nehmen, selbst Beiträge veröffentlichen und der Berufsgruppe der Sprachgestalter/innen zu mehr Präsenz verhelfen!
Der Mitgliedsbeitrag beläuft sich auf 5,- Euro im Monat (60,- Euro im Jahr)
Haben Sie Fragen zur Mitgliedschaft? Schreiben Sie uns unter . Wir melden uns gerne bei Ihnen.
Sie möchten Mitglied werden? Dann bitten wir Sie um die Zusendung der untenstehende Formulare an:
BVSS – Berufsverband für Sprachgestaltung und Schauspiel
z.Hd. Ulrike Hans, Haußmannstraße 44a, 70188 Stuttgart
Hier können Sie sich die Satzung des BVSS als PDF herunterladen.